Eine chinesische Mittelschule

February 16, 2024

Was für eine kurze Nacht um 5 Uhr ging es schon wieder los im mobilen Tempel, es knallte und dann ging das beten weiter. Gefühlt noch intensiver als gestern und das trotz 8 Grad und Regen. Heute ist wieder der Tag dem Essen gewidmet. Wir haben wahrscheinlich genug Einladungen, um uns einige Wochen durch China durch zu essen, ohne etwas zu bezahlen. Deswegen mussten wir einigen schon einigen absagen. Nach dem Frühstück habe ich mich auf den Weg in den kleinen mobilen Tempel gemacht. Ich muss mich schließlich darüber informieren, wer mich die ganze Nacht wach hält. Vor dem Tempel stehen schon einige Dorfbewohner an einer Feuerschale. Der Beton Schrein an der Brücke, der sonst leer war, ist mit Essen gefüllt als Opfergarbe.

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Im kleinen Tempel selber beten jetzt drei Personen parallel. Sie tragen traditionelle Gewänder. Es können bis zu zehn Personen parallel beten. Aber wahrscheinlich ist es zu kalt. So wechseln Sie sich mit dem beten ab. Einer liest dabei Gebete aus einem Buch und die andern beiden Beten auf den Knien. Wenn das Dorf in diesem Jahr keinen Erfolg hat, dann weiß ich auch nicht, was sie noch machen müssen. Zumindest am beten kann es nicht gelegen haben. Das Dorf stand in diesem Jahr auch an seinem Scheidepunkt, es musste sich entscheiden, ob es eine Autobahn haben möchte. Die Autobahn wird auf jeden Fall dafür sorgen, dass die Landschaft etwas verunstaltet wird. Das Tal wird nicht mehr das gleiche sein. Aber ohne Autobahn wird Pengxi auch immer ein Dorf bleiben. Denn ohne gute Verkehrsanbindung wird das Dorf nicht mehr wachsen. So ist es in China nicht anders als in Deutschland, wo die Orte ohne Autobahn und Bahnanbindung aussterben. Um Punkt 11:00 Uhr machen Sie im Tempel wieder Mittagspause. Ich nutze die Zeit, um ein paar Fotos dort aufzunehmen. Keiner passt auf die Sachen auf auch nachts nicht. Die Menschen haben hier wirklich noch Vertrauen.

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instrumente

Nachdem ich mit dem Fotos fertig war, ging es auch schon wieder zum Mittagessen. Diesmal laden Hanxin Eltern ein. wir essen diesmal in einem Restaurant, in dem ich noch nicht war. Das Essen ist sehr lecker allerdings waren alle privaten Räume schon belegt. Somit müssen wir im Gemeinschaftsraum essen. Das führt natürlich dazu, dass manche Personen mich beobachten. Das stört mich eigentlich nicht und falls es mich doch stört, schaue ich einfach genauso blöd zurück. Nach dem Essen geht es dann wieder zurück zum Haus. Wir machen uns noch mal fertig und dann geht es mit dem Auto in eine andere Stadt. Wir wollen nämlich Hanxins Mittelschule besuchen. Die Mittelschule ist ungefähr 1 Stunde von hier entfernt. Wir wollen die Autobahn nehmen, um zu dem Ort zu kommen. Angekommen an der Mautstelle zur Autobahn staut sich der Verkehr schon. Eine Richtung auf der Autobahn scheint gesperrt zu sein. Aber wir sind uns sicher, dass es nicht unsere Richtung ist, also fahren wir weiter. Nach der Mautstelle kommen wir aber nicht sonderlich weit, eine Schranke versperrt uns blinkend den Weg. Alles automatisch. Wir müssen auf der Autobahn wenden und wieder zurück zur Mautstelle fahren. In Deutschland würde ich sagen ist das ist so der worst Case auf der Autobahn. Gewendet und zurück bei der Mautstelle werden uns nicht die Schranken geöffnet, sondern uns kommt ein sehr aufgeregter Straßenverkehrs Mitarbeiter entgegen und gestikuliert uns wild, dass wir wieder drehen sollen. An anderer Stelle nimmt er einige Pylonen zur Seite und wir können wieder auf die andere Seite fahren. Puh, das ging noch mal gut. Es ist an diesem Tag sehr nebelig und es kann sein, dass aufgrund des Nebel es auf der Autobahn zu einem Unfall gekommen ist. Wir müssen jetzt die Bundesstraße nehmen. die Fahrt dauert dadurch auch nur 18 Minuten länger. Das erste Stück auf der Bundesstraße ist noch etwas nebelig und dann hat man wieder klare Sicht. Ich frage mich auf der Straße, was genau der Unterschied zur Autobahn ist. Die Bundesstraße ist zweispurig und gut ausgebaut der einzige Unterschied zur Autobahn scheint zu sein, dass ab und zu eine Ampel auf uns wartet. Angekommen in der Zielstadt nehmen wir Kurs auf die Wohnung der Lehrerin von Hanxin. Sie wohnt in einer klassischen Wohnung in einem Hochhaus. Für die Wohnhäuser gibt es eine komfortable Parkgarage. Die Wohnung ist sehr schön gestaltet. Überall wird Echtholz verwendet. Was man in deutschen Möbelhäusern schon suchen muss. Es gibt sogar eine Fußbodenheizung. Allerdings ist diese hier nicht zentral, sondern lediglich für die Wohnung und nicht wie man es kennt über Wasser, sondern über Strom, wohl nichts für mein Balkonkraftwerk.

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Es wird Tee, Süßigkeiten und Obst gereicht und über alte Zeiten gesprochen. da die Zeit langsam vorangeschritten ist, machen wir uns auf den Weg gemeinsam mit der Lehrerin zu Hanxin alter Schule. Vorne an der Schule gibt es eine Schranke. Nur durch den Kontakt zur Lehrerin können wir in die Schule rein, da der Eingang von einem Wachmann kontrolliert wird. Wir schauen uns die Klassenräume an und den Sportplatz.

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In den Klassenräumen gibt es mittlerweile Tafeln, die man einerseits mit Kreide beschreiben kann und andererseits mit Touch funktionieren. Hinten in den Klassenräumen ist ein Bild mit Kreide gemalt von den Schülern, welches in einem monatlichen Rhythmus gewechselt wird.

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Die Schule ist zwar in die Jahre gekommen, aber sehr gepflegt. Auf dem Schulgelände gibt es Schilder mit Fotos von Schülern. Das sind aber nicht irgendwelche Schüler, sondern das sind die Schüler mit der besten Leistung. Zusätzlich zu ihren Fotos kann man ein persönliches Lieblingszitat von ihnen lesen.

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Vor der Bücherei steht Konfuzius, vor einer Klausur wird dort Obst hingestellt und ein Last Minute Gebet durchgeführt, besser spät als nie. Aber die Schüler sind keinesfalls gläubig.

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Die Zeit vergeht auch hier wieder schnell und so machen wir uns auf dem Weg zum Abendessen. Die Fahrt zum Restaurant ist ganz schön wackelig. Ich weiß nicht was der Architekt sich dabei gedacht hat. Aber an jeder Brücke springt das ganze Auto hoch. Meinen Opel Meriva hätte es wahrscheinlich schon zerrissen. Die Linksabbieger Spuren sind hier teilweise auch ganz rechts…

Angekommen. Beim Restaurant sprinten wir hoch ins erste Geschoss. Die Freundin hat netterweise einen privaten Raum genommen für uns. Denn die Stadt hier ist zwar deutlich größer. Wahrscheinlich hat sie schon deutlich über 1 Million Bewohner. Aber es gibt trotzdem nur wenige Ausländer. So können wir uns das Essen im privaten Zimmer schmecken lassen. Es gibt Rippchen, Fisch und andere Leckereien. Die Freundin und ihr Mann sind beide Beamte. Wir erfahren, dass hier in dieser Stadt Beamte nur sechseinhalb Stunden arbeiten am Tag. 3 Stunden am Vormittag und dreieinhalb Stunden am Nachmittag getrennt von einer zweistündigen Mittagspause. Wenn das nicht ein Leben ist. Und da denken wir in Deutschland, dass wir so wenig arbeiten würden.

Nach dem Essen geht es dann diesmal über die Autobahn zurück. Gegen Ende der Strecke wird es so nebelig das man nichts mehr sieht. Alle Lichter die das Auto zu bieten hat werden angeschaltet damit uns keiner anfährt und wir schleichen und langsam zurück. Damit geht ein langer Tag zu Ende.


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Geschrieben von Julian ein Programmier-Nerd aus Hannover, liebt exotische Programmiersprachen und träumt von Weltreisen.

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